Über den Schließwinkel
habe ich von so manchem 'Spezialisten' schon viele tolle Sachen gehört.
Blau:
Größerer Unterbrecherabstand. Der Schließwinkel wird kleiner, der Öffnungswinkel
wird größer. Mißt man den Schließwinkel, dann erfasst man damit auch indirekt den Unterbrecherkontaktabstand. Dies ist natürlich sehr praktisch, da man ohne irgendwelche Demontage von Teilen auskommt. Man braucht also nicht mit viel Mühe das Lüfterad abbauen, um dann mit einer Fühlerlehre den Unterbrecherabstand zu messen. Warum ist der richtige Unterbrecherabstand, bzw. der Schließwinkel so wichtig ? Wird der Unterbrecher geschlossen, so baut sich in der Primärseite der Zündspule ein Magnetfeld auf ( siehe Grundlagen zur Zündanlage). Bis dieses Magnetfeld seine maximale Größe erreicht hat, d.h der Zündfunke meine max. Kraft haben wird, dauert es ein paar Millisekunden, da die Selbstinduktion der Spule zunächst dem eigenen Magnetfeld entgegen wirkt und sich das Magnetfeld deshalb nicht spontan aufbauen kann. Der Unterbrecher muß also mindestens für eine bestimmte Zeit geschlossen sein, damit das Primärfeld seine maximale Stärke erreicht und somit auch der Zündfunke seine max. Stärke hat. Andererseits sollte dise Zeit nicht unnötig lange sein, da die Zündspule durch den Spulenstrom ( 2 - 3 Ampere) stark erhitzt wird. Dies führt bei der Entenzündspule oft dazu, dass die Spule ausläuft und damit kaputt ist. Bei einer 2CV-Zündspule beträgt die nötige Zeit des Stromflusses bis zur Sättigung ca. 3-4ms. Der Schliesswinkel sollte also gross genug sein, damit die Spule mind. 4ms mit Spannung versorgt wird. Hierzu eine kleine Rechnung:
Wie du siehst, ist der Bereich des optimalen Schliesswinkels sehr gross. Moderne elektronische Zündanlagen,wie sie mittlerweile in allen Autos vorhanden sind, regeln daher den Schließwinkel automatisch, abhängig von der Drehzahl und dem tatsächlich fliesenden Spulenstrom. Bei mechanischen Zündanlagen, wie
die der Ente, ist nur eine statische Einstellung möglich. D.h. unabhängig
von der Motordrehzahl und den tatsächlichen Bedürfnissen der
Zündspule ist der Schliesswinkel immer gleich. Es gilt nun, einen
Schließwinkel bzw. Unterbrecherabstand einzustellen, der die Zündspule
im Leerlauf nicht zu warm werden läßt und bei Vollgas immer noch lange
genug ist, um das Magnetfeld der Zündspule zu sättigen. Jetzt ist es nicht
so, dass der Zündfunke schlagartig an Qualität verliert, sobald
die oben genannten 3-4ms unterschritten werden. Auch bei 2ms ist der Funke
noch stark genug. Ein Schließwinkel von 60-80° reicht für die Entenspule
theoretisch auch bei Vollgas noch voll und ganz aus. Jetzt kommt aber
ein völlig neuer Gesichtspunkt: Die Massenträgheit des Unterbrecherkontakts.
Wird der Unterbrecherabstand zu gross ( kleiner Schliesswinkel), dann
kann der Unterbrecherarm das Flattern anfangen. Dieser wird ja von der
Nocke beim Öffnen stark beschleunigt und beim Schliessen klatscht
er wieder nach unten und kann durch den Aufprall unter Umständen
wieder zurück schlagen. Ist der Unterbrecherabstand zu klein ( grosser
Schliesswinkel) dann trennt er den Spulenstrom nicht schnell genug, und
die Funkenqualität leidet. Der Laie gibt sich oft viel Mühe den Unterbrecherabstand exakt mit der Fühlerlehre auf 0.4 mm einzustellen. Es ist aber völlig egal ob der Abstand jetzt 0.3mm oder 0.5 mm beträgt. Der Schließwinkel ist in jedem Falle im Leerlauf ausreichend. Für optimale Startbedingungen (10-20° Schliesswinkel würden reichen. Siehe oben.) und bei Höchstdrehzahl reicht eine geringere Spulensättigung aus. Es ist also im Prinzip völlig albern, wenn so ein wichtiger AU Fuzzi in der Werkstatt oder beim TÜV dir einen erzählt von wegen die Zündung muß eingestellt werden nur weil der Schließwinkel anstatt der vorgeschriebenen 109° nur 100° oder 114° hat. Das Problem ist nur, dass man bei den neueren AU Testgeräten die Testergebnisse oft nicht mehr von Hand nachträglich abändern kann, und somit der Schliesswinkel exakt auf den vorgeschriebenen Sollwert einzustellen ist, auch wenn es aus technischer Sicht wenig Sinn macht.
Copyright © C-LAUS TECHNOLOGY .
|